"FECHTEN VERSTEHEN": hochaktuell und umfassend - ein Kompendium für jeden Trainer, Fechter und Betreuer! *************************************************************************************************

 

ÜBER DEN AUTOR

70* JAHRE IM FECHTSPORT AKTIV - DAS BUNTE, ABENTEUERLICHE UND ERFOLGREICHE LEBEN DES ZBIGNIEW CZAJKOWSI von Mciej Łuczak (1)

„Zbigniew Czajkowski ist nicht nur ein ausgezeichneter Trainer, Pädagoge und Gelehrter, er ist vor allem auch eine äußerst herausragende Persönlichkeit. Unter seiner Ägide vereint er die Bande von Generationen von Fechtern in allen Waffen - von Olympiasieger Egon Franke bis hin zur Europameisterin Magdalena Jeziorowska. Überaus spannend verlief auch seine eigene Lebensgeschichte.“ Leszek Sobieraj.  

Mit dem Fechten begann Zbigniew Czajkowski im Jahr 1935, als er sich an die Kadettenanstalt von Lvov (der Stadt Lemberg in der heute unabhängigen Ukraine) begab und dort unter Anleitung des damals weithin berühmten Fechtmeisters Jan Pieczyński die Kunst des Fechtens erlernte. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 schloss er die Schule mit etlichen Auszeichnungen ab. Im September 1939 erlebte er als junger Mann viele unglaubliche Abenteuer im Kampf gegen die Sowjetarmee und die weißrussischkommunistischen Partisanen in Polesien, einem Gebiet in Ostpolen. Als er Ende September versuchte, sich den verbliebenen polnischen Truppen anzuschließen, wurde er gemeinsam mit vier weiteren jungen Männern von den kommunistischen Partisanen gefangen genommen. Für diese war klar, dass er aufgehängt werden sollte, und sie hatten sogar schon das Seil zur Hand. Czajkowski wurde von zwei Offizieren der Sowjetarmee gerettet, die ihn zum Verhör durch einen sowjetischen Militärkommissar in die Stadt Kobryn nach Weißrussland schickten. Nach einer kurzen Befragung ordnete der Kommissar an, dass er in seinen Heimatort zurückkehren solle. Unter großen Schwierigkeiten erreichte Czajkowski die Stadt Lvov, wo seine Mutter lebte (sein Vater befand sich im Kriegsgefangenenlager von Starobielsk). Während er auf eine Gelegenheit wartete, die rumänische Grenze überqueren zu können, um sich den polnischen Truppen in Frankreich anzuschließen, ging Czajkowski in Lvov (das damals unter sowjetischer Besatzung stand) weiter seiner Fechtkunst nach. Im April 1940 wurden er und seine wenigen Kameraden nur rund 50 Meter vom Grenzfluss entfernt von sowjetischen Wachsoldaten gefangen genommen. Daraufhin verbrachte Zbigniew Czajkowski über ein Jahr in sowjetischer Haft und musste einige sehr unerfreuliche Verhöre über sich ergehen lassen. Dann wurde er kurz vor dem Einmarsch Deutschlands in die Sowjetunion ohne Gerichtsverfahren in das berühmte Arbeitslager Workuta nördlich des Polarkreises verfrachtet, wo er unter äußerst schwierigen Bedingungen zu arbeiten hatte. Im September 1941 verließ Czajkowski das Lager. Es gelang ihm, sich über Wochen teilweise zu Fuß, teils auf einem Esel, einem Kamel oder mit Hilfe eines Kahns nach Usbekistan in Zentralasien durchzuschlagen, wo er für ein paar Monate in den Baumwoll- und Reisplantangen arbeitete. An seinem Geburtstag, dem 5. Februar 1942, erreichte Zbigniew Czajkowski dann endlich die neu formierten polnischen Truppen im UdSSR-Büro. Er bat die Kommission, ihn für die polnische Marine zu registrieren. So gelangte er über Persien, Indien und Südafrika nach Großbritannien, wo er sich zum Marinestützpunkt von Plymouth begab. Er schiffte sich auf dem polnischen Zerstörer “ślązak” ein und nahm an Bord dieses Schiffes an Geleitkommandos und Kämpfen teil, darunter auch der berühmte Überfall auf Dieppe, die Invasion Siziliens, der Kampf von Salerno, der Einmarsch in Italien und vieles andere mehr. Im Jahr 1942 hielt sein Schiff den Rekord der gesamten alliierten Marine in Bezug auf die Anzahl abgeschossener deutscher Flugzeuge, geretteter Seeleute, Flieger und deutscher Kriegsgefangener, die ins Ausland verbracht worden waren. Nach der Landung in der Normandie, an der Czajkowski auf einem anderen polnischen Zerstörer, der “Błyskawica”, teilgenommen hatte, wurde er aus der Marine entlassen und begann ein Studium der Medizin an der Universität Edinburgh in Schottland. Dort nahm er das Fechten wieder auf und beteiligte sich mit sehr großem Erfolg an zahlreichen Wettbewerben. In Edinburgh trat er für den Fechtverein der Universität und den Schottischen Fechtclub an. Außerdem rief er die Fechtabteilung des Verbands der polnischen Studenten in Großbritannien ins Leben, wo er sich dann als Amateurtrainer betätigte. Im Jahr 1949 kehrte Czajkowski nach Polen zurück, beendete sein Medizinstudium an der berühmten Universität Krakau und führte - selbstverständlich - seine Fechterkarriere fort. Bei diversen polnischen Meisterschaften gewann er viele Medaillen, mit dem Florett ebenso wie mit dem Säbel. 1953 errang er mit der polnischen Mannschaft bei den Weltmeisterschaften in Brüssel die Bronzemedaille im Säbelfechten. Während er weiterhin an Turnieren teilnahm, begann er noch im gleichen Jahr mit seiner beruflichen Karriere - nicht als Mediziner, sondern im Fechtsport, als Trainer. Von da an war Zbigniew Czajkowski über viele Jahre sowohl für den Fechtverein GKS Piast Gliwice wie auch als Leiter und Trainer der Olympiamannschaft des polnischen Fechtverbands tätig. Außerdem war er über viele Jahre hinweg Trainer der polnischen Nationalmannschaft und der polnischen Mannschaft für die Weltsportspiele der Studenten, die Universiade. Dabei führte er etliche organisatorische und methodische Neuerungen in das Fechttraining ein. Er schulte viele hervorragende Fechter in allen Waffen, Dutzende bedeutende Sportler, darunter - um nur ein paar Beispiele zu nennen: Egon Franke, Florett-Olympiasieger in Tokio 1964, Elzbieta Cymerman, neunfache polnische Meisterin im Damenflorett, Zweitplatzierte bei der Universiade und Gewinnerin der Meisterschaft der sozialistischen Länder, Jacek Bierkowski, Silbermedaillengewinner im Säbelfechten bei den Weltmeisterschaften in Budapest 1975, Bogdan Gonsior, Weltmeister im Degenfechten 1963, sowie Magda Jeziorowska, Europameisterin im Damendegen 1996. Als Trainer der polnischen Nationalmannschaft unterwies er zusätzlich noch etliche berühmte Fechter außerhalb seines Vereins wie etwa R. Parulski, E. Ochyra, Z. Skrudlik, J. Różycki und viele andere mehr, darunter auch verschiedene Spitzenfechterinnen im Damendegen. Eigentlich liegt eine seiner größten Leistungen darin, dass er die Disziplin des Damendegens in Polen überhaupt erst eingeführt hat. An der Sporthochschule in Kattowitz brachte er ein Trainingsprogramm für das Damendegenfechten in den Lehrplan ein und organisierte viele Damendegenturniere, unter anderen den Rector’s Cup, ein Weltcupturnier im Damendegenfechten. Von 1980 an leitete Zbigniew Czajkowski die Fechtabteilung der Sporthochschule in Kattowitz und von 1980 bis 2001 war er Cheftrainer des Studentischen Fechtvereins der Hochschule. Im Jahr 2002 kehrte er als Fechtmeister in seinen alten Verein, den GKS Piast Gliwice, zurück, wobei er weiter seiner Tätigkeit als Direktor der Fechtabteilung der Sporthochschule Kattowitz nachging und dann für die Ausbildung von Fechttrainern in Polen verantwortlich war. Czajkowskis Schüler haben bei polnischen Meisterschaften viele Medaillen gewonnen und bei internationalen Wettbewerben in allen Waffen gute Ergebnisse erzielt. In den letzten Jahren bildete er über hundert diplomierte Fechtmeister aus (einige davon waren extra aus dem Ausland zu ihm gekommen). Mehr als hundert seiner Schüler konnten ihr Sportstudium mit einem Bachelor abschließen. Czajkowskis wissenschaftliche Hauptinteressen sind immer die Technik, die Strategie und die Entwicklung des Fechtsports gewesen. Ebenso intensiv beschäftigt er sich mit modernen Unterrichtsmethoden, mit der Sportpsychologie, mit dem Aufgabenfeld, den Fähigkeiten, der Persönlichkeit und dem Führungsstil des Trainers, mit senso-motorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten, mit den verschiedenen Formen motorischer Reaktionen beim Fechten, mit der Persönlichkeit und dem Temperament der Fechter und dem Einfluss derselben auf den Fechtstil der Athleten, mit der individuell ausgerichteten Gestaltung des Fechttrainings, mit den unterschiedlichen psychologischen und strategischen Fechtertypen, mit dem Prinzip eines aufs Fechten ausgerichteten Trainings und - aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus – mit der Geschichte des Fechtens. Er hat Dutzende verschiedener Kurse, Konferenzen und Seminare in Polen und in anderen Ländern wie Großbritannien, Irland, den USA, Kanada, Russland, Usbekistan, den Niederlanden, Belgien, Österreich, der Tschechischen Republik, Bulgarien, Jugoslawien, der Ukraine etc. durchgeführt. Für seine beruflichen und ehrenamtlichen Aktivitäten im Fechtsport hat Zbigniew Czajkowski verschiedene hoch angesehene staatliche Auszeichnungen des Polnischen Olympischen Komitees, des Polnischen Fechtverbands sowie etliche Ehrenbezeugungen ausländischer Fechtverbände erhalten. Unter anderem ist er einer der Wenigen, die zum Ehrenmitglied der Britischen Fechtakademie ernannt wurden. Czajkowski hat über 25 Bücher und mehrere Hundert Artikel zum Thema Fechten verfasst. Seine bekannteren Werke sind (hier die Übersetzung der polnischen Titel ins Deutsche) Neues Fechten, 1951 und 1954; Fechten mit dem Florett, 1954; Theorie und Methodik im modernen Fechtsport, 1968; Fechten mit dem Degen, 1977; Strategie im Fechten 1982; Die Vermittlung senso-motorischer Fertigkeiten und Reaktionen, 1982; Die Motivation bei sportlichen Aktivitäten, 1982; Strategie und Psychologie beim Fechten, 1984; Fechten - Florett, 1987; Training für Fechter, 1988; Die Motivation bei sportlichen Aktivitäten, 1988; Die Motivation im Sport, 1989; Lehr- und Lernmethoden, 1991; Leitfaden für Trainer, 1994; Motorische Fertigkeiten bei sportlichen Aktivitäten, 1995; Das Grundlagentraining, 1995; Psychologie: Verbündete des Trainers,1997; Theorie, Praxis und Methodik des Fechtens (auf Englisch und Polnisch verfasst), 2001; Techniken des Sports vermitteln (auf Polnisch), 2004; Fechten verstehen - die Einheit von Theorie und Praxis (auf Englisch), USA, 2005. Im Jahr 2004 verlieh ihm die Sportakademie Kattowitz in großer Verbundenheit den Titel eines “Doctor Honoris Causa”. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Czajkowski immer noch sehr aktiv und lebendig. Er hält weiterhin Vorträge, führt Trainingsstunden durch und gibt Lektionen. Und er schreibt Bücher und Artikel. Einer seiner liebsten Wahlsprüche ist der des berühmten französischen Arztes, Ambroise Paré: „Keine Anstrengung ist zu schwer für einen Mann, der seine Kunst liebt“. Natürlich lebt Zbigniew Czajkowski auch nach seinem eigenen Motto: „Es werden nur die Menschen alt, die Zeit und Lust dazu haben.“

QUELLENNACHWEIS 1 Dr. Maciej Łuczak ist tätig an der Sportakademie in Poznań, Polen.

*Im Jahr 2010 feierte Prof. Czajkowski sein 75 Jubiläum! :-)

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